
Tierwohl beim Discounter



Qualität zu liefern geht ins Geld
Rund 600 Millionen Hähnchen landen jährlich in Deutschland auf dem Teller. Das ausgeprägte Preisbewusstsein der Verbraucher hat die Mäster unter wachsenden Kostendruck gesetzt. Ein ungesundes Rennen um immer noch effektivere Haltungspraktiken hat dadurch begonnen. Hans-Joachim Belzner wollte an diesem Rennen irgendwann nicht mehr teilnehmen. Daher wird auch auf der Verpackung jedes der Hähnchen aus seinem Stall das blaue Label mit dem Satz kleben: „Zertifiziert nach Richtlinien des Deutschen Tierschutzbundes“. Das Geflügel wird in der Kühltruhe um etwa ein Drittel teurer ausgezeichnet sein als die konventionelle Ware der Stufe 1, „Stallhaltung“, des Lidl-Haltungskompasses und entspricht somit Stufe 3. Ehemals ein Milchviehbetrieb, stieg der Hof vor 25 Jahren in die Geflügelmast ein. Vor sechs Jahren beschloss die Familie dann, ihre Hähnchen artgerechter zur Schlachtreife zu bringen, wie es die meisten Konkurrenten noch heute tun. „Beim Wechsel bekamen wir ein Schnupperjahr eingeräumt“, erinnert sich der Geflügelwirt, dann ging er ins Risiko. Die Umstellung auf alle nachhaltigen Anforderungen kostete viel Geld für einen Betrieb dieser Größe. 160.000 Euro kostete allein der Anbau von zwei Wintergärten an die beiden Stallhallen. Die Belzners mussten mit sehr spitzem Stift rechnen, da gut ein Drittel weniger Hühner im Stall stehen und auch Maßnahmen wie die Sitzstangen als Ruheort Geld kosten. „Im Ergebnis bieten wir heute jedoch Geflügel an, das gesund, gentechnikfrei und artgerecht aufwächst. In nahezu allen Fällen geschieht das ohne irgendein Medikament oder Antibiotikum“, betont der Landwirt. Medikamente dürfen nur auf tierärztliche Anordnung eingesetzt werden. Das war nach seinen Angaben bei bisher rund 50 nachhaltigen Aufzuchtzyklen nur viermal der Fall.

